Süddeutsche Zeitung, 29.10.2013
Das von Friedrich Kirchner 1886 begründete und in der Folge zunächst von Carl Michaëlis und später von Johannes Hoffmeister überarbeitete „Wörterbuch der philosophischen Begriffe“ ist ein Klassiker. Die aktuelle Fassung, von Arnim Regenbogen und Uwe Meyer vollständig neu herausgegeben, ist jetzt auch als Taschenbuch erhältlich. Sie knüpft an den Standardwerk-Charakter des ursprünglichen Buches an und führt Teile der Ausgaben von 1907 und 1954 zusammen, dabei ergänzt um die seither relevant gewordenen Bereiche der Philosophie.
Die philosophischen Begriffe von der Antike übers Mittelalter und den deutschen Idealismus hin zur Gegenwartsphilosophie werden in über 4000 Lemmata fundiert, auf engstem Raum und sprachlich präzise dargestellt.
Die kurzen Einträge beinhalten etymologische Angaben, den Ursprung und die Wandlungen, also die verschiedenen Ladungen der Begriffe durch die Zeit hindurch, wie auch Verweise auf verwandte Termini und etwaige Gegenbegriffe. Auch eine Verortung in den Quellen ihrer Begründung und denen ihrer weiteren Verwendung findet statt. Personennamen und Werktitel tauchen nicht als gesonderte Lemmata auf, können aber im Autoren- und Werkverzeichnis nachgeschlagen werden. Weiträumige philosophiegeschichtliche Exkurse sucht man vergeblich, was das Buch, das einem ideen- und begriffsgeschichtlichen Aufbau folgt, freilich auf die reine Funktion eines Nachschlagewerkes reduziert. Die problemgeschichtliche Ausrichtung anderer Wörterbücher haben die Herausgeber vermieden. Wo sonst zum Beispiel die im weitesten Sinne von der Kunsttheorie umfassten Bereiche unter dem Schlagwort Ästhetik rubriziert sind, werden die künstlerischen Topoi als philosophische Gegenstände hier auch unter Begriffen wie „Kunst“, „Kunstwerk“ und „Kunstphilosophie“ erörtert. Dies, so Meyer und Regenbogen, schlicht deshalb, weil sich der Begriff „Ästhetik“ erst im 18. Jh. gebildet habe und dessen Übertragung auf die Antike streng genommen einen Anachronismus bedeute.
Das „Wörterbuch der philosophischen Begriffe“ – seit der Verlagsgründung von Felix Meiner 1911 im Programm des gleichnamigen Verlages – ist ein solides Handwerksmittel, das den richtigen Gebrauch einer Fülle von Termini einüben hilft. Für das Erstsemester genau wie für den angehenden Master und überhaupt für jeden philosophisch interessierten Menschen ein trotz seiner Dichte noch immer recht handliches Rüstzeug fürs Denken.