Der Tagesspiegel, 27.3.2015
Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Die letzten Zeugen der im Zuge der Shoah von Nazideutschland und seinen Helfern verübten Verbrechen werden bald nicht mehr am Leben sein. Der Holocaust ist zur Geschichte geworden, wie es der britische Historiker Tony Judt formuliert hat. Sind die letzten Holocaust-Überlebenden erst verschwunden, wird es mehr denn je die Aufgabe der Wissenschaft sein, die Erinnerung an das dunkelste Kapitel der europäischen Geschichte lebendig zu halten.
Gut 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz präsentierte sich jetzt in Berlin das Internetportal „European Holocaust Research Infrastructure“, kurz EHRI, der Öffentlichkeit. Das von der EU geförderte Projekt soll die überall auf der Welt verstreuten Ressourcen der Holocaustforschung zusammenzuführen. Die Webseite bündelt Material von mehr als 1800 Archiven aus 51 Ländern, um die Internationalisierung der sprachlich und disziplinär überaus heterogenen Holocaustforschung zu forcieren…