tip, 18.12.2013
Über eine Leinwand flimmern Szenen der Materialschlachten des Ersten Weltkrieges, ein Live-Orchester produziert dazu kakophonische Klänge. Zu Bildern eines jüdischen Friedhofs mit zerfallenen Grabsteinen wird ein heiter-melancholisches Klezmer-Stück gespielt. Zerschlissene Stars and Stripes wehen im Wind, während der Sänger Vic Chesnutt emphatisch einen Alternative-Folk-Song zum Besten gibt. Die Episoden sind durch einen Zeremonienmeister verbunden, der mit Fragmenten von Texten Joseph Roths Schlaglichter auf den Niedergang derösterreichisch-ungarischen Monarchie wirft.
Ohne Zweifel könnte sich der ein oder andere professionelle Poptheoretiker bei „Empires of Tin“ in einen hermeneutischen Tiefenrausch hineinrezipieren. Jem Cohen hat seine poetische Symphonie bereits auf der Viennale 2007 präsentiert. Herausgekommen ist ein audiovisueller Flickenteppich, der blechernen Krach und melancholische Klänge mit mal zuckenden, mal elegischen Bildern zu einem Portrait von Zivilisation und Tod verbindet. Als Live-Performance mag das funktioniert haben. Im Kino ist dieses eklektische Kunst-Musik-Stück aber nur schwer erträglich.