Der Tagesspiegel, 10.11.2019
Mit der Kommerzialisierung persönlicher Daten durch Digital-Unternehmen wie Facebook, Google und Amazon hat unser Wirtschaftssystem eine neue Evolutionsstufe erreicht. „Eine bisher unbekannte Machtform beherrscht unsere Ökonomie: der Überwachungskapitalismus“, eröffnete Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff, trotz grippalen Infekts nach Berlin gereist, am Samstag auf der "Falling Walls Konferenz" ihren Vortrag.
Unter der Knute gigantischer Daten-Kraken würden die menschlichen Individuen zunehmend zum Epiphänomen der von ihnen hergestellten Daten degradiert.
Mit dem „größenwahnsinnigen Big-Data-Projekt“ der einschlägigen Tech-Konzerne sei etwas vollkommen Neues an die Stelle der herkömmlichen Massenproduktion im klassischen Industriekapitalismus getreten. Doch folge auch die digitale Variante des Kapitalismus der Logik seiner früheren Erscheinungsformen, sagte Zuboff. So greife er allmählich auch auf jene Güter aus, die bisher außerhalb der Marktlogik standen.
Aktuell sind das die Regungen, Neigungen und Wünsche der Individuen, die die digitalen Großplayer als kostenlosen Rohstoff erachten. „Die menschliche Erfahrung war die letzte noch unberührte Ressource, die sich der Überwachungskapitalismus nun einverleibt hat“, sagte Zuboff...