tip, 19.11.2014
Heiligabend. Ein brennender Christbaum stürzt durch die Dunkelheit. Schon die erste Szene des Episodenfilms „Traumland“ kündet von einem Aufprall. Im Zentrum dieses sorgsam recherchierten Entfremdungspanoramas steht die bulgarische Prostituierte Mia, die – von ihrem Luden wie Vieh, von der Gesellschaft wie Luft behandelt – den Protagonisten der einzelnen Episoden in der Zürcher Weihnacht begegnen wird. Da sind die verwitwete Nachbarin, der gut situierte Familienvater, die gelangweilte Sozialarbeiterin, der vereinsamte Kleinbürger. Jeder ringt mit seinen persönlichen Abgründen, die wiederum auf eine allgemeine Malaise westlicher Lebensart verweisen.
Und doch kann keiner von ihnen auch nur im Ansatz den Horror ermessen, mit dem sich die ?Bulgarin Mia konfrontiert sieht. Regisseurin Petra Volpe fixiert das kalte Herz der Großstadt: bildmächtig, unerbittlich bis zum Schluss, mit formidablen Darstellern.