Der Tagesspiegel, 12.6.2019
In chaotischen Zeiten suchen Menschen nicht selten bei den simpelsten Erklärungen Zuflucht. Umso erfreulicher, dass in diesem Jahr gut 14 000 Besucher das internationale Philosophie- und Geisteswissenschaftsfestival phil.cologne besucht haben. Auf der größten deutschen Veranstaltungsreihe ihrer Art gaben Philosophen, Wissenschaftlerinnen und ausgewählte Politiker sieben Tage lang in 50 Veranstaltungen Einblicke in ihr Denken. Dabei wurde die siebte Ausgabe des Festivals von Diskussionen zu komplexen Gegenwartsproblemen und einer Epoche im Wandel bestimmt.
Den Auftakt machten der auch philosophisch nicht unbedarfte Robert Habeck und der Sozialpsychologe Harald Welzer, die die zeitgenössische Abwesenheit von sinn- und zukunftsstiftenden Erzählungen diskutierten. Dass das nach der Lüftung des Eisernen Vorhangs ausgerufene Ende der Geschichte seinerseits längst zu Ende ist, dürfte inzwischen jedem aufgefallen sein. Der Ruf nach progressiven Gegenentwürfen zum schalen Status Quo und den Retrofiktionen der Rechtspopulisten hallte über den Abend hinaus und wurde trotz eines bunten Programms an etlichen Stellen laut...